Die Kastration der Hündin

Soll ich meine Hündin kastrieren lassen oder besser nicht ? Diese Frage muss man sich als Besitzer einer jungen Hündin stellen. Fragt man andere Hundebesitzer oder liest Zeitschriften, ist man wegen den sehr unterschiedlichen Meinungen meist etwas verunsichert. Wir wollen Ihnen helfen, die Vor- und Nachteile einer Kastration besser zu verstehen und individuell zusammen mit uns zu entscheiden was für Sie und Ihren Hund das Beste ist.

Natürlich steht am Anfang die Frage, ob man mit seiner Hündin je züchten will. Hat man das vor, verbietet sich natürlich die Kastration. Gerne beraten wir Sie über alle Belange, die mit der Hundezucht zusammenhängen. Will man mit seiner Hündin nicht züchten, sollte man die Vor- und Nachteile einer Kastration kennen.

Vorteile der Kastration

Manche Hündinnen leiden sehr stark unter der Läufigkeit. Sie verändern ihr Wesen in dieser Zeit, fressen schlecht oder sind sehr matt. Andere reißen auf der Suche nach einem Rüden aus und streunen umher. Zudem ist das Bluten während der Läufigkeit manchmal ein hygienisches Problem. Nach der Läufigkeit macht die Hündin eine hormonelle Umstellung durch, die in etwa den hormonellen Vorgängen während einer Trächtigkeit entsprechen – man spricht von Scheinträchtigkeit. Diese ist je nach Tier unterschiedlich stark ausgeprägt. Am Ende dieser Zeit kann es zum Nestbau, zur Milchproduktion und Verhaltensänderung kommen. Läufigkeit und Scheinträchtigkeit verschwinden natürlich nach der Kastration, die Hunde sind ausgeglichener. Zudem riechen sie nicht mehr attraktiv für Rüden und werden von ihnen nicht mehr belästigt. Rüden und kastrierte Hündinnen können problemlos zusammen gehalten werden. Ein weiterer Vorteil der Kastration ist die reduzierte Gefahr einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) bei der Hündin während der Zeit der Scheinträchtigkeit (im Diöstrus).

Der am häufigsten genannte Vorteil einer Kastration ist die Prophylaxe von Tumoren der Milchdrüsen (Gesäugetumoren). Hierbei ist allerdings der Kastrationszeitpunkt von entscheidender Bedeutung. Während das Risiko Gesäugetumoren zu bekommen bei Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert wurden, gegen null geht, steigt es bei Hündinnen, die zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit kastriert wurden auf ca. 12-15%, zwischen der zweiten und dritten Läufigkeit auf über 25 % (immer im Vergleich zur unkastrierten Hündin). Nach der dritten Läufigkeit kastrierte Hündinnen unterliegen einem genauso großen Risiko Gesäugetumoren zu bekommen wie unkastrierte.

Nachteile der Kastration

Kastrierte Hündinnen nehmen leichter zu als unkastrierte. Dieser Umstand muss bei der Fütterung berücksichtigt werden. Rasseabhängig steigt bei kastrierten Hündinnen die Gefahr, im Alter eine Harninkontinenz (Harnträufeln) zu entwickeln. Dies tritt bei frühkastrierten Hündinnen seltener auf als bei später kastrierten und lässt sich heute in den meisten Fällen sehr gut behandeln. Auch kann es rasseabhängig (besonders häufig betroffen sind rote Cocker Spaniel und irische Setter) zu Fellveränderungen kommen, die sich darin äußern, dass die Haare seidiger, dünner und länger werden. Es entsteht ein sogenanntes Welpenfell, das in der Pflege etwas aufwendiger ist.

Vor- und Nachteile muss man genau gegeneinander abwägen – dabei helfen wir Ihnen gerne, auch die Besonderheiten Ihrer Hündin (z,B. Rasse, Ernährungszustand, Verhalten) zu berücksichtigen.

Wie läuft nun die Kastration der Hündin ab ?

Am Tag vor der OP darf Ihre Hündin bis abends normal gefüttert werden. Am Tag der Operation gibt es dann nichts mehr. Wasser trinken darf sie aber noch (bei einer endoskopischen Operation sollte sie vier Stunden vor der Narkose das letzte mal getrunken haben). Bevor Sie zu uns kommen, sollten Sie noch einen kleinen Spaziergang mit ihr gemacht haben, damit die Harnblase und der Enddarm entleert sind. Bei uns gibt es dann nach einer Untersuchung auf die Operationsfähigkeit und einer Aufklärung über die Operation eine Beruhigungsspritze für Ihre Hündin (auch, wenn wir oft darauf angesprochen werden – nur für die Hündin – nicht für den Besitzer). Diese Beruhigungsspritze wirkt Angst lösend auf Ihre Hündin und verringert die benötigte Menge an Narkosemittel, die gebraucht wird, um Ihren Hund in Narkose zu legen. Nach ca. 10-15 Minuten bekommt Ihre Hündin dann einen Venenzugang gelegt, durch den dann die Narkose eingeleitet wird. Erst dann übergeben Sie sie ganz in unsere Fürsorge. Sie wird intubiert (bekommt eine Art Schlauch in die Luftröhre) und erhält eine Inhalationsnarkose (Gasnarkose). Dabei überwachen wir die Atmung, den Herzschlag, die Sauerstoffsättigung des Blutes und den Gehalt von Kohlendioxid in der Ausatemluft. Durch dieses Monitoring und die sehr gut steuerbare Inhalationsnarkose mit Isofluran, einem Narkosegas, das in der Humanmedizin auch für Risikopatienten verwendet wird, halten wir das Narkoserisiko so gering wie möglich.

Bei relativ jungen Hündinnen entfernen wir nur die Eierstöcke (Ovariektomie). Diese Operation können wir auch endoskopisch, also minimalinvasiv ausführen. Nur wenn die Gebärmutter verändert ist, entfernen wir auch diese (Ovarihysterektomie). In diesem Fall ist ein etwas größerer Schnitt am Bauch nötig. Noch am gleichen Tag können Sie Ihre Hündin wieder abholen.

Im Bild links sehen Sie eine konservativ durchgeführte Ovariektomie.

Die endoskopisch operierte Hündin ist nach ca. drei Tagen wieder voll belastbar, Fäden müssen nicht gezogen werden. Konservativ operierte Hündinnen müssen nach 3 Tagen zur Kontrolle kommen und bekommen nach 10 – 14 Tagen die Fäden gezogen bzw. die Klammern entfernt. Bis dahin müssen sie geschont werden und es muss sichergestellt werden, dass sie nicht an Ihrer Bauchwunde schlecken können.

Die fortlaufende, sich selber auflösende Intracutannaht wird zusätzlich mit Wundklammern gesichert. Die Entfernung dieser Klammern nach 10-14 Tagen ist für die Hündin weniger unangenehm als das Ziehen von Fäden.

Hier sehen Sie eine Hündin, die als Schutz gegen das Belecken der Naht einen Babybody angezogen bekommen hat. Andere Möglichkeiten sind z.b. ein umgekehrt angezogenes T-Shirt – Hinterbeine zu den Ärmeln, Schwanz zum Halsausschnitt, Saum am Halsband befestigt – oder die bei Besitzer und Hund recht unbeliebten aber dafür sehr sicheren Halskrägen.